Obstanbau, wie er früher einmal war
Der Streuobstbau hat in Deutschland Tradition. So war das ländliche Bild entlang der Wege und Äcker im 19. Jahrhundert geprägt von einzeln stehenden, hochstämmigen Obstbäumen unterschiedlicher Sorten. Gerade regionale Obstsorten wurden zur Selbstversorgung gepflanzt, während die Wiesen von Tieren beweidet oder Ackerbau betrieben wurde. Die imposanten Bäume standen in großen Abständen und tauchten alljährlich im Frühjahr die Landschaften in ein pastellfarbenes Blütenmeer und verströmten ihren feinen Blütenduft.
Heute findet man Streuobstwiesen auch in Hessen nur noch selten. Die Bestände flächig ausgebildeter Streuobstwiesen sind stark zurückgegangen. Neben unserem schönen Taunusvorland sind größere Flächen nur noch im vorderen Odenwald, der Wetterau und im Werratal zu finden.
Im Vergleich zum modernen, auf Ertrag optimierten Plantagenobstbau, gilt der extensive Landschaftsobstbau auf Streuobstwiesen nämlich als ineffizient. Die oft Jahrhunderte alten knorrigen Obsthochstämme passen einfach nicht ins Bild maschinenoptimierter Monokulturen.
Streuobstwiesen stehen in Hessen heute auf der "Roten Liste" und werden als stark gefährdeter Lebensraum eingestuft. Denn gerade die sorgfältig gestaltete Kulturlandschaft in Form von Streuobstwiesen bringt die größte Artenvielfalt in unseren Breitengraden hervor. Unzählige gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden hier einen Lebensraum.
Und nicht nur das: Der Landschaftsobstbau auf Streuobstwiesen lässt durch extensive Bewirtschaftung auch ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektenvernichtern besseres Obst heranreifen, schafft größere Sorten- und Geschmacksvielfalt und ermöglicht einen angemessenen Umgang mit dem lebenden Baum. Auch aus diesen Gründen sind Streuobstwiesen überaus schützenswert.
Die Geschichte des Landschaftsobstbaus
1800
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts waren einzeln und verstreut (solitär) stehende Obstbäume, sogenanntes Streuobst, in ländlichen Regionen entlang der Verkehrswege weit verbreitet. Nutzte man die teils bewaldeten Flächen (Baumäcker) vorher gleich mehrfach - für den Getreide- und Gemüseanbau, die Gewinnung von Holz und den Anbau von Obst - so entstanden nun mehr und mehr reine Obstwiesen auf der Landkarte.
Die Ernte der imposanten Obstbäume auf solchen Streuobstwiesen war ein bedeutendes Ereignis, deckte es doch einen wesentlichen Teil der Einkünfte der Obstbauern ab. Tafelobst wurde für den Verzehr im Winter eingelagert, Äpfel und Birnen als Konserven eingekocht und Marmeladen hergestellt. Kelterobst hat man zu Saft oder Wein verarbeitet und Überproduktionen mancherorts zu Obstbränden destilliert. Obst hatte noch einen Wert.
1864
Mit der Entwicklung der Pasteurisierung 1864 entstanden unzählige Keltereien, war es doch möglich geworden, die frischen Säfte durch kurzes Erhitzen haltbar zu machen.
In der Chronik der Gemeinde Auringen (hier hat Taunus Brand seinen Sitz) beschreibt der Bürgermeister das ländliche Treiben um 1900 folgendermaßen:
1. Liebliches Dörfchen, die Au tut Dich ringen, Herrliche Heimat sei stets mir gegrüßt. Traulich zunächst dich Obsthaine umschlingen Und dann ein Waldkranz das Bild rahmend schließt. (...)
2. Wenn in dem Frühling der Winter verronnen, Täler und Höh'n sich bekleiden mit Grün, Wiesen und Bäume von Sonne umsponnen, Rings um das Dörfchen ein einziges Blühn. Singende Vögel, froh spielende Kinder, Fröhliches Treiben und Jubelgetön, Dann muss es klar und deutlich erscheinen: "Du, liebe Heimat, wie bist du doch schön!"
4. Wenn dann der Herbst kommt und spendet die Gaben, Erdentsprossend durch sonnigen Schein. Neigende Bäume mit Obst schwer beladen Laden zur Ernte der Farbenpracht ein. Wagen um Wagen bringt spät und bringt frühe Schätze des Herbstes in Keller und Haus. Du, liebe Heimat, du lohnest die Mühe, Streuest den Segen der Arbeit jetzt aus.
(August Ruf, 1898-1917 Bürgermeister der Gemeinde Auringen)
1930-1960
Um 1930 erreichte die Streuobstwiesenkultur in Deutschland ihren Höhepunkt. Erst die Flurbereinigung in den 1950er Jahren brachte die Wende: Landwirtschaftliche Flächen wurden zunehmend industrialisiert. Ländlicher Grundbesitz wurde "nach neuzeitlichen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zusammengelegt, wirtschaftlich gestaltet und durch andere landeskulturelle Maßnahmen verbessert (...)" (§ 1 Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) von 1953).
Der um 1960 in Holland entwickelte, auf Effizienz und Ertrag optimierte Plantagenanbau, beschleunigte den ländlichen Wandlungsprozess. Streuobstkulturen als Anbauform wichen den typischen Monokulturen, wurden in Plantagenanbau umgewandelt oder verschwanden vollends. Damit hielt auch der sogenannte Spritzrahmenplan Einzug - eine genaue Vorgabe für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Plantagenobstbau.
1970
Die damit einhergehende Überproduktion von Obst führte zum einem massiven Preisverfall. Gleichzeitig wurde die Sortenvielfalt reduziert. Kannten die alten Römer vor mehr als 2000 Jahren bereits mindestens 30 Apfelsorten, sollten Konsumenten seinerzeit nur noch drei (Leitsorten) zur Wahl haben.
Heute
Heute herrscht die Monotonie in Obstregalen weiter vor. Ebenso die Dominanz des Plantagenobstanbaus. Wie das Umweltinstitut München e.V. im Januar 2023 resümiert, kommt es im intensiven Apfelanbau oftmals zum übermäßigen Einsatz von "für Umwelt und Gesundheit hochproblematischen Pestiziden, zum Teil in hoher Frequenz". (1)
Ein Beispiel aus der Gegenwart: Nach einer gemeinsame Auswertung von fast 700 Betriebsheften Südtiroler Obstbauern aus dem "Apfelparadies Vinschgau" durch die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk berichtet die Tagesschau auf tagesschau.de wie folgt: "Eine durchschnittliche Apfelplantage wurde 2017 laut Betriebsheften 38 Mal mit Pestiziden behandelt." Im Vinschgau sind laut dem Bericht in 2017 insgesamt "590.000 Pestizideinsätze in nur einer Saison dokumentiert". (2)
Der Plantagenobstbau ist offenbar fest mit dem Einsatz von Pestiziden verbunden. Zeit, diesem Trend wieder Obstqualität, Sorten- und Aromenvielfalt aus Streuobstwiesenanbau entgegenzusetzen. Und einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Natur.
Streuobstanbau bei Taunus Brand
Wir setzen auf die nachhaltigste aller Anbauformen für Obst. Taunus Brand fördert die Bio-Diversität auf allen Ebenen: mit Streuobstwiesenanbau, alten und unterschiedlichen Obstsorten, Insektenschutz und Bienenhaltung. Das Vorkommen von Insekten ist die Voraussetzung für eine gute Bestäubungsleistung und somit auch direkter Einflussfaktor für Fruchtbildung und Ertrag. Unser Obstbau erfolgt daher selbstverständlich ohne den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Desinfektionsmitteln. Das garantiert nicht nur das Insektenwohl, es sichert auch die natürliche Entwicklung des Obstes und die schonende Verarbeitung hochwertigster Rohstoffe zu qualitativ wertvollen Produkten.
Pflege und Erhalt alter Streuobstwiesen
Die besondere Qualität von Taunus Brand verdanken wir natürlich auch der Region: dem Boden, dem Taunusklima, dem Quellwasser. Ein Produkt aus der Natur eben! Da ist es nur selbstverständlich, wenn etwas aus dem Produkt auch wieder zur Natur zurückgegeben wird.
Mit jeder Flasche wird ein konkreter Beitrag zur regionalen Bestandssicherung von Streuobstwiesen geleistet, denn Teile der Einnahmen fließen in neue Obstbäume. Im Jahr 2022 wurden dank unserer treuen Kunden zwanzig neue Obstbäume auf unseren Streuobstwiesen in den Randlagen des Taunus gepflanzt.
Verwendete Quellen:
(1) Südtirol News unter Pestizid-Einsatz: Südtirols Obstbauern in der Kritik – Südtirol News (suedtirolnews.it)
(2) tagesschau.de unter Pestizide im Obstanbau: Gespritzt und "naturnah"? | tagesschau.de
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